Zukunftskonzept Oberstadt ohne Aussagekraft

Zum “Zukunftskonzept Oberstadt”, das kürzlich nach eineinhalb Jahren Arbeit unbeeindruckt von der zwischenzeitlich eingetretenen Coronakrise veröffentlicht wurde, äußert sich der OB-Kandidat der FDP, Michael Selinka, mit Sorge und Verwunderung:

“Mitten im zweiten Corona-Lockdown hat nicht nur mich die Jubelmeldung zur Fertigstellung des Oberstadtkonzepts nach eineinhalb Jahren irritiert. Das Konzept wurde vor der Coronakrise begonnen und mutet nun aufgrund der geschlossenen Läden und leeren Gassen leider wie aus der Zeit gefallen. Machen wir uns doch nichts vor, das “Zukunftskonzept Oberstadt” ist leider schon jetzt eher ein Fall fürs Archiv. Welche Aussagekraft hat es nun noch? Es wurde schlicht von den Ereignissen überholt. Der Einzelhandel steht doch aktuell am Corona-Abgrund. 

Aufgrund der Coronakrise sind alte Analysen und Pläne für die Oberstadt zu hinterfragen. Leider ist es noch lange nicht seriös abzusehen, wie viele Läden und Restaurants in der Oberstadt die coronabedingten Schließungen und Einschränkungen letztlich wirtschaftlich überhaupt überleben werden. Wenn die Coronakrise hoffentlich bald überwunden ist, muss zunächst erstmal eine erneute Bewertung der neuen Ist-Situation und der Strategien erfolgen. 

In jedem Fall halte ich es aber für falsch, einfach auf die Übernahme leerer Räume und Geschäfte durch die Stadt bzw. den Steuerzahler zu setzen. Wir sind ja nicht im Hessenpark. Vielmehr werden Geschäftsinhaber nach der Krise mehr als nur PR-Gutscheine brauchen, nämlich für mehrere Monate nachhaltige Steuer- und Gebührenerleichterungen, Freistellungen von IHK-Beiträgen, langfristiges Aussetzen der Parkgebühren in der gesamten Innenstadt und reduzierte Gewerberaummieten.” Allerdings werden sie auch dringend Kunden benötigen – „buy local“ ist eine schöne Initiative und zeigt die Verbundenheit der Marburgerinnen und Marburger mit Ihrer Stadt und Ihre starke Sozialgemeinschaft. Diese werden wir nach dem Lockdown dringend brauchen, mit dem Tragen grüner Bäume ist es nicht getan